Von der Bundeshauptstadt zur Bundesstadt mit internationaler Ausrichtung: UN, Post, Deutsche Welle sind nur die Speerspitzen für Zuwanderer aus insgesamt 175 Ländern. In absteigender Reihenfolge sind Türkei-stämmige, polnische, marokkanische und syrische Communities die größten der Stadt. Jeder Vierte hat einen Migrationshintergrund und vom „hoch ausgebildeten“ bis zum Strassenkehrer sind alle Zünfte vertreten. Bonn ist sehr gemischt und von Multikulti tief geprägt. Das wird besonders sichtbar im Altstadt-Viertel und in Bad Godesberg. Hier sind wir auch unterwegs und erkunden auf Weltreise die eigene Stadt.
„Weltreise“ durch die Altstadt
Von Nicolas Ottersbach, erschienen am 17.09.2013, Bonner Generalanzeiger
BONN. Bei der spannenden „Weltreise“ durch Bonn lernen die Teilnehmer viele Kulturen kennen. Sie treffen zum Beispiel auf einen Friseur, der statt der Schere einen Faden in die Hand nimmt.
Menschen aus mehr als 170 Nationen leben in der Bundesstadt zusammen, knapp ein Viertel der Bonner stammt aus dem Ausland. So wie Aleem Matif, der 1996 aus Pakistan kam. In seinem indischen Restaurant, das wie das damalige Reich des Subkontinents „Mogul“ heißt, serviert er kleine Samosas. „Das sind Teigtaschen, die mit Gemüse und Fleisch gefüllt sind.“ Wie Bonbons werden sie gerollt und als Snack gereicht. Dazu trinkt man Chai-Tee oder einen Mangomilch-Cocktail. Da schlagen auch die Teilnehmer der „Weltreise“ zu. Nur Vera Tolo weiß, dass die Stärkung nötig ist. Niemand sonst hat eine Ahnung, welche Station als nächstes dran ist.
Obwohl Rezan Moussa Herren und Damen frisiert, sitzen in seinem Salon ausschließlich junge Männer. Kein Wunder, denn die Spezialität des Syrers, der 2008 seinen Laden eröffnete, sind Bartmuster. „Die werden nicht rasiert, sondern mit dem Faden gezupft“, sagt er.
Aber nicht nur den Bart, sondern auch die Augenbrauen trimmt er damit. „Wer möchte mal?“, fragt er mit dem dünnen Faden zwischen den Fingern in die
Runde. Katharina Schwamborn ergreift die Chance. Moussa hält das Garn nicht nur mit den Händen, sondern auch mit den Zähnen. Schwamborn sitzt ein bisschen ängstlich auf dem nach hinten gekippten Stuhl, fast wie beim Zahnarzt. Der Blick schweift kurz auf den arabischen Sender im Fernseher, dann legt Moussa los: Durch wippende Bewegungen klemmt er immer wieder die Härchen ein und zieht sie heraus. „Das ist sogar angenehmer als mit den Pinzette“, sagt sie überrascht, während ein Dutzend Augenpaare begeistert auf ihr Gesicht starren.
Im Azade, einem Treffpunkt für Mädchen, wartet schon die Bulgarin Ghana Kazakova. Drei Volkstänze aus dem Balkan hat sie ausgewählt, die Weltreisenden müssen sie lernen. „Aber das ist gar nicht so schwer, nehmt euch einfach an die Hände“, sagt sie. Erst dreht sich die Gruppe etwas holprig, dann werden die Schritte flüssiger. Zum Schluss erhöht Kazakova das Tempo, die Tänzer formen eine Spirale, keiner stolpert. „Das machen sonst über 300 Leute auf den Festen“, sagt sie und muss tief Luft holen. Auch die anderen sind aus der Puste. Aber es geht weiter. In den Laden von Alvaro Vesga Vargas. Hauptsächlich verkauft er Lebensmittel aus Spanien – zum Beispiel gesalzenen und gerösteten Mais. „Das ist ein toller Ersatz für Chips, wenn man einen Film guckt“, sagt Vera Tolo. Das lassen sich die Gäste nicht zweimal sagen und wollen gleich mehrere Tüten kaufen. Doch viel ist leider nicht mehr da. Vargas wartet auf die nächste Lieferung von der iberischen Halbinsel. „Das dauert manchmal länger als erwartet.“ Die Weltreisenden sind wieder in Bonn angekommen.
Im „Le Marche Africain“ kann man nicht nur Spezialitäten aus ganz Afrika finden, wie Fufu oder Baobab-Tee. Der Marche ist zu einem einem Ort geworden, der nicht nur Supermarkt, sondern gleichzeitig auch Cafe, Bar und Treffpunkt ist. Die rheinische Kioskkultur verträgt sich hervorragend mit der „ständigen Vertretung der Elfenbeinküste“ von Jean-Ives.
„An manchen Tagen, vor allem im Sommer, verkaufe ich hier am meisten Bier.“ Gibt er zu. „Da kommen die Leute rein, gehen zum Kühlschrank, nehmen sich ein Bier, gehen raus und sitze vor dem Laden auf dem Platz zusammen, quatschen.“ erzählt Jean-Ives, der Besitzer des Ladens. Jean-Ives stammt aus der Elfenbeinküste, lebte schon in Frankreich und ist Sohn von Diplomaten. Bevor er “ Le Marche Africain “ von seiner Tante übernahm betrieb er außerdem zwei Afro/Jazz/ soul-Clubs in Bonn. Die hat er mittlerweile jedoch aufgegeben und widmet sich nun ganz dem Laden. Einen Tipp gibt es uns noch mit: konzentrierten Colanusssaft.
Restaurant Roha: Äthipische Küche mit original Injera, Berbere und Kaffee: Kaffezeremonien am Tisch und im Laden für größere Gruppen, durchgeführt von Senaid, der Besitzerin und immer herzlichen Gastgeberin. Deko komplett handgemacht in Äthiopien mit traditionellen Gefäßen etc. Lecker!
Ditib Gemeinde. Vor kurzem, auch in Bonn, fertiggestellter neuer Moschee-Bau. Immer offen für Besucher, mit häufigen Grillfesten und gemeinsamen Abenden, offen für alle Interessierten in der Altstadt und darüber hinaus.
Weitere Moscheen und Religionsgemeinschaften in Bonn: Sunnah
Sila Bäckerei. Die Sila Bäckerei ist nicht nur eine lokale Instanz was die türkische Backkunst und -Tradition angeht (Leckere Baklavasorten, neben Böreks und Sesam-Leckereien), sonder auch überall in der Altstadt und darüber hinaus zu finden: Sila liefert Fladenbrot an halb Bonn, einschließlich des stadtbekannten Restaurants „der Spanier“. Immer wenn man irgendwo in ein Fladenbrot beisst, könnte es von Sila sein.
Furkhan, der charmante und immer bestens gelaunte Besitzer, erklärt jedem Neugierigen gerne wie er seine Teig- und Backwaren herstellt – und plaudert auch mal aus dem Nähkästchen über Dinge, die so in der Altstadt passieren.
Carlos betreibt seit einigen Jahren das von außen zunächst unscheinbare, aber von innen dann überraschend vielseitige, brasilianische Kulturzentrum Mistura Fina, in dem es nicht nur Zumba, sondern auch Ausstellungen, Brasilianische Tänze, Bossa Nova, Karneval und Samba, und sogar Capoeira gibt. Das Beste: Carlos macht das alles selbt. Er ist sowohl Tänzer als auch Akrobat und Musiker. Zudem ist er Capoeria-Meister und unterrichtet seit Jahren eine Vielzahl von Jüngern. Weiherstrasse 16
Peru Deputamare: Hier gibt es nicht nur leckere und authentische peruanische Küche sondern auch köstliche Pisco Sour und öfter mal Konzerte. Hier zeigt der Koch, wie er ein typisches peruanisches Pulpo Carpaccio zubereitet.
La Tienda Latina: leckere Spezialitäten aus ganz Lateinamerika.
Himalayak, Tibetische Küche, erstes Tibetisches Restaurant in NRW. Wo die Mama noch selbst kocht und Gastfreundschaft schon beim Eintreten spürbar ist. Entspanntes Essen ohne Stress und Hektik, mal ganz andächtig und mit authentischen Gerichten. Ess-Kultur statt To-Go Lifestyle.
Thai Viet Asia Markt: Große und gut sortierte Auswahl an Südostasiatischen Lebensmitteln. Sehr nette Eigentümer, die einem auch mal schnell ein Rezept und die dazu-gehörigen Zutaten zusammen-suchen :). Kölnstrasse 121
Chen Stil Tai Chi Chuan – Schule.
große Gemeinde, fast jeder Friseur arabischer Richtung wird von Kurden betrieben, sowie fast jedes türkische Restaurant, wie mir der Vorsitzende des NAVEND – Zentrum für Kurdische Studien e.V. erzählte. Navend Zentrum für kurdische Studien. Bibliothek kurdischer Literatur, aber auch Kulturzentrum, in dem es immer mal wieder Musik, Tanz und Kunst aus dem Kurdischen gibt.
Friseur Rezan: gepflegte Haar-Kultur, nicht nur eben kurz schneiden, sondern auch zupfen mit Faden, Flämmen, in Form rasieren. Der Bart ist si wuchtig wie das Kopfhaar. Milimeter-genaue Feinarbeit. Frauen sind zwar auch willkommen aber selten da, weil es von außen so wirkt als wäre es ein Treffpunkt für Männer. Aber Rezan, der Besitzer, syrisch-stämmig, ist immer sehr charmant und freut sich über weiblichen Kunden-Zuwachs. Augenbrauen-Zupfen kann er auch – ebenfalls mit Faden, wie in Syrien gelernt.
…ein vorbildliches Städtetourismuskonzept…“
– Deutscher Städtetourismusverband –
Kulinarische Weltreise mit Vera Tolo
Erforschen Sie die vielfältige Welt der unterschiedlichsten Küchen – Sie bringen lediglich Appetit und Experimentierfreude mit. Der Spanier reicht Tapas und Wein, in der Eventküche des tibetischen Restaurants dämpfen nordostasiatische Dumblings und bei einer Injera lernen wir das Horn von Afrika genauer kennen. Die kulinarische Weltreise in der Bonner Altstadt wird von Vera Tolo geführt. Sie lässt ihre Beziehungen im multi-kulturellen Bonn spielen. Die Küche der ganzen Welt steht uns zur Verfügung! Gewürzt wird das Ganze mit Infos zur ehemaligen Hauptstadt mit seiner intensiven, internationalen Geschichte.
Weltreise mit Vera Tolo
Bei der interkulturellen Stadtführung erfahren wir mehr über die Bewohner Bonns, deren vielseitigen Religionen und Gebräuche, die Lieferzeiten der frischen Mangos, Geschichten von Botschaften und internationaler Zusammenarbeit. Wir lernen Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und Kulinarik persönlich kennen, neue Botschafter einer globalen Welt. Möglichst interaktiv, können Sie viel Neues erleben und ausprobieren. Ein kleines Abenteuer mit wenigen Schritten.
Ethnofood: Indischer Kochkurs mit Vidya Banakar in Köln und Bonn
Sie sind längst Stammgast im indischen Restaurant ihres Vertrauens und wollen nicht länger nur passiv die exotischen Speisen genießen? Sie haben schon so viel von der Wirkung indischer Gewürze gehört und möchten endlich mal Genaues wissen? Dann werden sie aktiv und legen mit Vidya im indischen Kochkurs selber Hand an die Zutaten aus fernen Ländern. Pakora mit Gruß aus der Küche, Chole, Jeera Reis, Dhal und weitere proteinhaltige raffinierte Gerichte zaubern wir auf den Tisch. Dabei zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Ihnen die leckersten indischen Gerichte auch in den eigenen vier Wänden gelingen. Am Ende wird das mehrgängige Mahl gemeinsam genossen. In Bonn findet der Kochkurs in einem indischen Privathaushalt statt.